Geldschöpfung
Der Mythos vom Bankgeschäft bröckelt
Ratingagentur Standards & Poors (S & P) bestätigt: Banken schöpfen Kredite aus dem Nichts
Wie funktionieren eigentlich Banken? Sparer zahlen ihr Geld auf dem Sparbuch ein, und die Bank
vergibt dieses Geld dann als Kredit – so die eingängige Vorstellung, die jedermann einleuchtet und
von Wissenschaftlern, Medien, Politikern und den TV-Experten für alles unablässig verbreitet wird.
Internationale Institutionen des Finanzwesens reihen sich neuerdings in die Riege der Kritiker ein und weisen erstaunlich deutlich darauf hin, dass der Prozess der Geldschöpfung anders abläuft, als die Vorstellung vom Spargeld und der darauf basierenden Kreditvergabe das darstellt.
Ganz aktuell: jüngst hat sich die Rating Agentur S&P (immerhin die größte der Welt) mit der Spezialveröffentlichung unter dem vielsagenden Titel "Sprecht mir nach: Banken verleihen nicht einfach so ihre Einlagen – sie können das nicht und tun das nicht" in den Kreis derjenigen Institutionen eingereiht, die abrechnen mit dem Mythos, dass Banken die Einlagen ihrer Sparer ausleihen.
Zur Erinnerung: Bereits im vergangenen Dezember hatte die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit der Veröffentlichung "Der Finanzzyklus und Makroökonomik: Was haben wir gelernt?" für Aufsehen gesorgt: da war deren Chefforscher Claudio Borio zu dem Schluss gekommen, dass die richtige Funktionsweise des Finanzsystems von der Mehrheit der Experten missverstanden wird, weil "Finanzintermediäre in der Realität nicht nur Ressourcen von Sparern an Investoren weiterreichen, sondern Kaufkraft für Güter und Dienstleistungen aus dem Nichts schaffen"(Seite 29).
In die gleiche Kerbe schlägt nun auch S&P mit seiner Veröffentlichung vom 13. August 2013. In dem Papier kommt S&P's Chefökonom Paul Sheard zu der Erkenntnis, dass "Banken bei der Kreditvergabe über eine Bilanzverlängerung die korres-pondierenden Einlagen auf der Passivseite ihrer Bilanz selbst kreieren"(Seite 7). Diese Sichtweise steht diametral im Widerspruch zu der herkömmlichen Theorie des klassischen Geldmultiplikators, für den im Rahmen des fraktionellen Reservesystems das Vorhandensein von Sparguthaben (technisch: Guthaben auf Girokonten) eine Voraussetzung sein muss. Mit dieser Erkenntnis verwirft also auch S&P den Mythos der Banken als pure Finanzintermediäre – eben jenen Mythos, der in der breiten Bevölkerung gezielt wach gehalten wird. Von Fachleuten, die genau dafür bezahlt werden und von vielen anderen, die es nicht besser wissen. Occupy Money weist seit Jahren darauf hin, dass diese Auffassung von Grund auf verfehlt ist.
S&P stellt in der Analyse klar, dass es zwischen Spareinlagen und Krediten keine zwingende Verbindung gibt – eine Einsicht, die Keynes gehabt haben muss und Ökonomen wie Michael Kalecki in den 50er Jahren ausformuliert haben.
Hinzu kommt, dass die Zentralbanken seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 ihre Banken mit gewaltigen Mengen an Zentralbankgeld versorgen: seit die Banken sich untereinander nicht mehr trauen, ist der Interbankenmarkt (auf dem die Banken sich gegenseitig kurzfristig finanziert haben) zusammen gebrochen, und die Zentralbanken sind in die Bresche gesprungen, um die Finanzsysteme liquide zu halten. Der Mindestreservesatz, der die minimale Menge an Zentralbankgeld bestimmt, welche Banken in Abhängigkeit ihres spezifischen Kreditvolumens "im Bankentresor" halten müssen, hat damit die Bedeutung verloren, die er früher gehabt haben mag.
Die S&P - Analyse ist an diesem Punkt so deutlich und präzise, dass wir sie an dieser Stelle im Original unverändert zitieren (Seite 8): "If banks are subject to minimum reserve requirements (requiring them to hold reserves in a certain proportion to their deposits, and deposits are the balance-sheet counterpart to loans at the point of credit creation), then, by restricting the amount of reserves that the central bank supplies, it should be able to control the amount of credit. But modern central banking doesn't work this way. Central banks don't constrain the amount of bank reserves they supply. Rather they supply whatever amount of reserves that the banking system demands given the reserve requirements and the amount of deposits that have been created."
Occupy Money ist überzeugt, dass sich diese Erkenntnis in naher Zukunft kontinuierlich durchsetzen wird: in Fachkreisen, Politik und Gesellschaft. In der Volkswirtschaftslehre ist sie unter dem Fachbegriff der "endogenen Geldtheorie" oder der "Monetary Circuit Theory" bereits etabliert, hauptsächlich bei den sogenannten Post-Keynesianern. Die Debatte wird derzeit auch unter Neoklassikern und Neukeynesianern aktiv geführt. Für Interessierte finden sich im folgenden neben den oben zitierten Veröffentlichungen auch zwei Links zu den jüngsten Kolumnen von Paul Krugman in der New York Times und einem lesenswerten Blogeintrag des skeptischen neoklassischen Ökonomens Steve Randy Waldman (alle in englischer Sprache).
Repeat After Me: Banks Cannot And Do Not "Lend Out" Reserves
Paul Sheard, Chief Global Economist and Head of Global Economics and Research, New York
http://www.standardandpoors.com/spf/upload/Ratings_US/Repeat_After_Me_8_14_13.pdf
BIS Working Papers, No 395, The financial cycle and macroeconomics:
What have we learnt? by Claudio Borio, Monetary and Economic Department
http://www.bis.org/publ/work395.pdf
Paul Krugman, The Conscience of a Liberal, Commercial Banks as Creators of Money. August 24, 2013
http://krugman.blogs.nytimes.com/2013/08/24/commercial-banks-as-creators-of-money/?smid=tw-NytimesKrugman&seid=auto&_r=0
Steve Randy Waldman, Banks and macroeconomic models
http://www.interfluidity.com/v2/4522.html
vergibt dieses Geld dann als Kredit – so die eingängige Vorstellung, die jedermann einleuchtet und
von Wissenschaftlern, Medien, Politikern und den TV-Experten für alles unablässig verbreitet wird.
Internationale Institutionen des Finanzwesens reihen sich neuerdings in die Riege der Kritiker ein und weisen erstaunlich deutlich darauf hin, dass der Prozess der Geldschöpfung anders abläuft, als die Vorstellung vom Spargeld und der darauf basierenden Kreditvergabe das darstellt.
Ganz aktuell: jüngst hat sich die Rating Agentur S&P (immerhin die größte der Welt) mit der Spezialveröffentlichung unter dem vielsagenden Titel "Sprecht mir nach: Banken verleihen nicht einfach so ihre Einlagen – sie können das nicht und tun das nicht" in den Kreis derjenigen Institutionen eingereiht, die abrechnen mit dem Mythos, dass Banken die Einlagen ihrer Sparer ausleihen.
Zur Erinnerung: Bereits im vergangenen Dezember hatte die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit der Veröffentlichung "Der Finanzzyklus und Makroökonomik: Was haben wir gelernt?" für Aufsehen gesorgt: da war deren Chefforscher Claudio Borio zu dem Schluss gekommen, dass die richtige Funktionsweise des Finanzsystems von der Mehrheit der Experten missverstanden wird, weil "Finanzintermediäre in der Realität nicht nur Ressourcen von Sparern an Investoren weiterreichen, sondern Kaufkraft für Güter und Dienstleistungen aus dem Nichts schaffen"(Seite 29).
In die gleiche Kerbe schlägt nun auch S&P mit seiner Veröffentlichung vom 13. August 2013. In dem Papier kommt S&P's Chefökonom Paul Sheard zu der Erkenntnis, dass "Banken bei der Kreditvergabe über eine Bilanzverlängerung die korres-pondierenden Einlagen auf der Passivseite ihrer Bilanz selbst kreieren"(Seite 7). Diese Sichtweise steht diametral im Widerspruch zu der herkömmlichen Theorie des klassischen Geldmultiplikators, für den im Rahmen des fraktionellen Reservesystems das Vorhandensein von Sparguthaben (technisch: Guthaben auf Girokonten) eine Voraussetzung sein muss. Mit dieser Erkenntnis verwirft also auch S&P den Mythos der Banken als pure Finanzintermediäre – eben jenen Mythos, der in der breiten Bevölkerung gezielt wach gehalten wird. Von Fachleuten, die genau dafür bezahlt werden und von vielen anderen, die es nicht besser wissen. Occupy Money weist seit Jahren darauf hin, dass diese Auffassung von Grund auf verfehlt ist.
S&P stellt in der Analyse klar, dass es zwischen Spareinlagen und Krediten keine zwingende Verbindung gibt – eine Einsicht, die Keynes gehabt haben muss und Ökonomen wie Michael Kalecki in den 50er Jahren ausformuliert haben.
Hinzu kommt, dass die Zentralbanken seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 ihre Banken mit gewaltigen Mengen an Zentralbankgeld versorgen: seit die Banken sich untereinander nicht mehr trauen, ist der Interbankenmarkt (auf dem die Banken sich gegenseitig kurzfristig finanziert haben) zusammen gebrochen, und die Zentralbanken sind in die Bresche gesprungen, um die Finanzsysteme liquide zu halten. Der Mindestreservesatz, der die minimale Menge an Zentralbankgeld bestimmt, welche Banken in Abhängigkeit ihres spezifischen Kreditvolumens "im Bankentresor" halten müssen, hat damit die Bedeutung verloren, die er früher gehabt haben mag.
Die S&P - Analyse ist an diesem Punkt so deutlich und präzise, dass wir sie an dieser Stelle im Original unverändert zitieren (Seite 8): "If banks are subject to minimum reserve requirements (requiring them to hold reserves in a certain proportion to their deposits, and deposits are the balance-sheet counterpart to loans at the point of credit creation), then, by restricting the amount of reserves that the central bank supplies, it should be able to control the amount of credit. But modern central banking doesn't work this way. Central banks don't constrain the amount of bank reserves they supply. Rather they supply whatever amount of reserves that the banking system demands given the reserve requirements and the amount of deposits that have been created."
Occupy Money ist überzeugt, dass sich diese Erkenntnis in naher Zukunft kontinuierlich durchsetzen wird: in Fachkreisen, Politik und Gesellschaft. In der Volkswirtschaftslehre ist sie unter dem Fachbegriff der "endogenen Geldtheorie" oder der "Monetary Circuit Theory" bereits etabliert, hauptsächlich bei den sogenannten Post-Keynesianern. Die Debatte wird derzeit auch unter Neoklassikern und Neukeynesianern aktiv geführt. Für Interessierte finden sich im folgenden neben den oben zitierten Veröffentlichungen auch zwei Links zu den jüngsten Kolumnen von Paul Krugman in der New York Times und einem lesenswerten Blogeintrag des skeptischen neoklassischen Ökonomens Steve Randy Waldman (alle in englischer Sprache).
Repeat After Me: Banks Cannot And Do Not "Lend Out" Reserves
Paul Sheard, Chief Global Economist and Head of Global Economics and Research, New York
http://www.standardandpoors.com/spf/upload/Ratings_US/Repeat_After_Me_8_14_13.pdf
BIS Working Papers, No 395, The financial cycle and macroeconomics:
What have we learnt? by Claudio Borio, Monetary and Economic Department
http://www.bis.org/publ/work395.pdf
Paul Krugman, The Conscience of a Liberal, Commercial Banks as Creators of Money. August 24, 2013
http://krugman.blogs.nytimes.com/2013/08/24/commercial-banks-as-creators-of-money/?smid=tw-NytimesKrugman&seid=auto&_r=0
Steve Randy Waldman, Banks and macroeconomic models
http://www.interfluidity.com/v2/4522.html
Banking Wissensvermittlung: Thema Geldschöpfung
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Rechtsgrundlagen der Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
Diskussionspapier als Download
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Die Einlagensicherung als Achillesferse der heutigen Geldordnung
Kernthesen von Prof. Dr. Dr. Helge Peukert als Download
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Die Mechanismen der (Giral-)Geldschöpfung und Auswirkungen auf unser Wirtschaftssystem sind in detaillierter Form
aus dem Filmbeitrag zu entnehmen.