Das Timing hätte besser nicht sein können: Nachdem wir uns nach einigem Überlegen in Occupy Finance umbenannt haben, inklusive einer Neuausrichtung unseres Konzepts, springt uns ausgerechnet und erneut (siehe dazu Teil II) die Bank of England zur Seite und bestätigt uns in unserem Claim "Kapitalismus einfach gestalten". Dieser Claim war uns sehr wichtig, denn mit "Kapitalismus einfach gestalten" möchten wir zeigen,
1) dass man "Occupy" sein kann, d.h. außerparlamentarisch kritisch gegenüber einem aus den Fugen geratenen Finanzsektor, auch wenn man Anhänger der freien sozialen Marktwirtschaft als optimaler Wirtschaftsordnung ist
2) dass die positiven Effekte einer Reduzierung der Komplexität und einer Entflechtung im Bankensektor die dadurch entstehenden negativen Effekte von Synergieverlusten und Wettbewerbsnachteilen überwiegen.
Die Verteidiger des Status Quo, d.h. einer Struktur des Finanzsystems, in dem die großen Banken weiterhin von Ihrer oft sogar noch gestiegenen(!) Systemrelevanz profitieren, verweisen hauptsächlich auf eben diese Synergieverluste, wenn sie behaupten, dass die Realwirtschaft bei einer Einführung eines Trennbankensystems stark leiden würde.
Umso interessanter ist es, dass ausgerechnet die Bank of England in Ihrer neuen Veröffentlichung aus diesem Monat
"Taking uncertainty seriously: simplicity versus complexity in financial regulation" genau diesen Regulierungs-
gegnern in Ihrem Kernargument widerspricht.
In Ihrer Arbeit konzentrieren sich die Autoren insbesondere auf die Möglichkeit, das Risiko von Bankenpleiten frühzeitig zu erkennen und durch eine Aufstockung der Eigenkapitaldecke zu vermeiden. Auf Basis Ihrer Analyse kommen die Autoren zunächst zu der Beobachtung, dass
Under complex rules, significant resources are also likely to be directed towards attempts at gaming and the
regulatory response to check compliance. This race towards ever greater complexity may lead to wasteful,
socially unproductive activity. It also creates bad incentives, with a variety of actors profiting from
complexity at the expense of the deployment of economic resources for more productive activity.
Mit Bezug auf eine ähnliche Analyse von Friedman (2010) gehen die Autoren einen Schritt weiter und machen die gestiegene Komplexität des Finanzsystems und die damit verbundenen "Trickserei-" und Kontrollkosten für die gesunkene(!) Effizienz des Finanzsystems über die letzten 30 Jahre verantwortlich.
These developments may at least partially have contributed to the seeming decline in the economic efficiency
of the financial system in developed countries, with the societal costs of running it growing over the past thirty
years, arguably without any clear improvement in its ability to serve its productive functions in particular in
relation to the successful allocation of an economy’s scarce investment capital (Friedman (2010)).
Der Vorteil der Verwendung von einfachen Risikokennzahlen und Strukturen auf Management- und Regulatorebene wird mit einem eindeutigen Schlusssatz herausgehoben:
Simple approaches are also likely to have wider benefits by being easier to understand and communicate to key
stakeholders. Greater clarity may contribute to superior decision making. For example, if senior management
and investors have a better understanding of the risks that financial institutions face, internal governance and
market discipline may both improve. Simple rules are not a panacea, especially in the face of regulatory arbi-
trage and an ever-changing financial system. But in a world characterised by Knightian uncertainty, tilting the
balance away from ever greater complexity and towards simplicity may lead to better outcomes for society
Für Interessierte findet sich im Folgenden die komplette Veröffentlichung:
http://www.bankofengland.co.uk/research/Documents/fspapers/fs_paper28.pdf
1) dass man "Occupy" sein kann, d.h. außerparlamentarisch kritisch gegenüber einem aus den Fugen geratenen Finanzsektor, auch wenn man Anhänger der freien sozialen Marktwirtschaft als optimaler Wirtschaftsordnung ist
2) dass die positiven Effekte einer Reduzierung der Komplexität und einer Entflechtung im Bankensektor die dadurch entstehenden negativen Effekte von Synergieverlusten und Wettbewerbsnachteilen überwiegen.
Die Verteidiger des Status Quo, d.h. einer Struktur des Finanzsystems, in dem die großen Banken weiterhin von Ihrer oft sogar noch gestiegenen(!) Systemrelevanz profitieren, verweisen hauptsächlich auf eben diese Synergieverluste, wenn sie behaupten, dass die Realwirtschaft bei einer Einführung eines Trennbankensystems stark leiden würde.
Umso interessanter ist es, dass ausgerechnet die Bank of England in Ihrer neuen Veröffentlichung aus diesem Monat
"Taking uncertainty seriously: simplicity versus complexity in financial regulation" genau diesen Regulierungs-
gegnern in Ihrem Kernargument widerspricht.
In Ihrer Arbeit konzentrieren sich die Autoren insbesondere auf die Möglichkeit, das Risiko von Bankenpleiten frühzeitig zu erkennen und durch eine Aufstockung der Eigenkapitaldecke zu vermeiden. Auf Basis Ihrer Analyse kommen die Autoren zunächst zu der Beobachtung, dass
Under complex rules, significant resources are also likely to be directed towards attempts at gaming and the
regulatory response to check compliance. This race towards ever greater complexity may lead to wasteful,
socially unproductive activity. It also creates bad incentives, with a variety of actors profiting from
complexity at the expense of the deployment of economic resources for more productive activity.
Mit Bezug auf eine ähnliche Analyse von Friedman (2010) gehen die Autoren einen Schritt weiter und machen die gestiegene Komplexität des Finanzsystems und die damit verbundenen "Trickserei-" und Kontrollkosten für die gesunkene(!) Effizienz des Finanzsystems über die letzten 30 Jahre verantwortlich.
These developments may at least partially have contributed to the seeming decline in the economic efficiency
of the financial system in developed countries, with the societal costs of running it growing over the past thirty
years, arguably without any clear improvement in its ability to serve its productive functions in particular in
relation to the successful allocation of an economy’s scarce investment capital (Friedman (2010)).
Der Vorteil der Verwendung von einfachen Risikokennzahlen und Strukturen auf Management- und Regulatorebene wird mit einem eindeutigen Schlusssatz herausgehoben:
Simple approaches are also likely to have wider benefits by being easier to understand and communicate to key
stakeholders. Greater clarity may contribute to superior decision making. For example, if senior management
and investors have a better understanding of the risks that financial institutions face, internal governance and
market discipline may both improve. Simple rules are not a panacea, especially in the face of regulatory arbi-
trage and an ever-changing financial system. But in a world characterised by Knightian uncertainty, tilting the
balance away from ever greater complexity and towards simplicity may lead to better outcomes for society
Für Interessierte findet sich im Folgenden die komplette Veröffentlichung:
http://www.bankofengland.co.uk/research/Documents/fspapers/fs_paper28.pdf